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17.03.2023
News

Strom sparen mit verbrauchsarmen Wärmepumpen

Der Krieg in der Ukraine hat weltweite Auswirkungen auf die Energieversorgung. Dadurch ist das Risiko von Energiemangellagen in Europa und in der Schweiz gestiegen. Um die Energieversorgung insbesondere im Winter zu stärken, hat der Bundesrat verschiedene Massnahmen beschlossen. Dazu gehört auch die Winter-Energiespar-Initiative, die der Bevölkerung und Wirtschaft zeigt, wie man Energie – Heizöl, Gas, Treibstoff oder Strom – mit kleinen Verhaltensänderungen ganz einfach einsparen kann. Auch der Umstieg von einer mit Öl oder Gas betriebenen Heizung oder von einer Elektrodirektheizung auf eine Wärmepumpe trägt zum Energiesparen bei. Wie das geht, erklärt Charlotte Lienhard, Fachspezialistin Gebäude des Bundesamts für Energie, im Interview.

Weshalb wurde in den letzten Monaten so oft über eine mögliche Energiemangellage diskutiert?
Charlotte Lienhard: Die derzeit angespannte Versorgungssituation liegt zum einen an der europaweit knappen Verfügbarkeit von Gas – in Europa stammen fast 20 Prozent der Nettostromerzeugung aus Gaskraftwerken. Zum anderen daran, dass ein guter Teil der französischen Kernkraftwerke wegen Reparaturen nicht am Netz war und teilweise noch immer nicht ist. Diese Situation zeigt uns, wie abhängig unsere Energieversorgung vom Ausland ist. Genau da setzt die Energiestrategie 2050 an. Sie will einerseits die inländische, erneuerbare Stromproduktion bis 2050 massiv ausbauen und andererseits den Verbrauch der fossilen Energien und den damit verbundenen Ausstoss von Treibhausgasen senken.

Was können Hauseigentümer/innen unternehmen, damit sie im Fall einer Energiemangellage nicht frieren müssen?
Sowohl Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer als auch Mieterinnen und Mieter können dazu beitragen, ihren Energiebedarf zu senken. Das hilft nicht nur der Versorgungssicherheit, sondern auch dem eigenen Portemonnaie, der Umwelt und dem Klima. Verschiedene Energiespartipps sind unter www.nicht-verschwenden.ch sowohl für Privathaushalte als auch für Unternehmungen zusammengetragen. Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer können zudem einen langfristigen Beitrag leisten, indem sie eine Gebäudesanierung, den Ersatz ihrer alten Heizung oder eine Betriebsoptimierung der Heizungsanlage in Auftrag geben.
Weitere Infos:
www.dasgebaeudeprogramm.ch
www.erneuerbarheizen.ch
www.energieschweiz.ch

Wird der Strombedarf in der Schweiz durch das Ersetzen der fossilen Heizungen steigen?
Werden in der Schweiz in den kommenden zwei bis drei Jahrzehnten alle Gas- und Ölheizungen ersetzt – vor allem durch Wärmepumpen – wird der Strombedarf für die Gebäudeheizung insgesamt ansteigen. Werden alle noch bestehenden Elektrodirektheizungen ebenfalls ersetzt, könnte damit allerdings mehr Strom eingespart werden, als die in den nächsten Jahren zusätzlich installierten Wärmepumpen benötigen. Eine wichtige Rolle in der Wärmeversorgung spielen neben den Wärmepumpen auch thermische Netze (Fernwärme, warme und kalte Wärmeverbünde), Holzheizungen, Solarwärme sowie Langzeitwärmespeicher und die zunehmende Nutzung von Abwärme.

Angenommen, ein Stromengpass droht: Wie wahrscheinlich ist es, dass Besitzer/innen von Wärmepumpen ihre Heizung abschalten oder die Temperatur reduzieren müssen?
Der Bundesrat hat bereits verschiedenen Massnahmen umgesetzt, um eine mögliche Stromknappheit zu verhindern oder deren Auswirkungen abzumildern. Dazu gehören die Wasserkraftreserve, Reservekraftwerke in Birr, Cornaux und Monthey, virtuelle Reserven aus gepoolten Notstromgruppen, die Erhöhung der Kapazitäten im Übertragungsnetz sowie die genannte Energiespar-Initiative. Falls es dennoch zu einer Mangellage kommen würde, greifen die Massnahmen des Landesversorgungsgesetzes und der Verordnungen, die dann in Kraft gesetzt würden. Diese reichen von Sparappellen an Bevölkerung und Wirtschaft über Kontingentierungsmassnahmen bis hin zu zeitweisen Netzabschaltungen, zu denen aber nur als ultima ratio gegriffen würde. Wahrscheinlich – und in den Verordnungen des Bundesamts für wirtschaftliche Landesversorgung so vorgesehen – ist die Möglichkeit, dass der Bundesrat eine Absenkung der Heiztemperaturen anordnen könnte. Ein generelles Heizverbot ist in den Verordnungen nicht vorgesehen.

Schon gewusst?

  • Elektrodirektheizungen benötigen 3- bis 5-mal mehr Strom als Wärmepumpen.
  • Wärmepumpen sind nicht das einzige Heizsystem, das Strom benötigt. Im Fall eines Stromausfalls stehen nahezu alle Heizsysteme still, da die Heizungspumpen Strom benötigen.
  • Während Öl und Gas ausschliesslich aus dem Ausland kommen, wird Strom zum grössten Teil in der Schweiz produziert. Im Winter ist die Schweiz allerdings auf Stromimporte angewiesen. Normalerweise ist dies ohne Probleme möglich, da die Schweiz eng in das europäische Stromübertragungsnetz eingebunden ist. Die durch den Krieg in der Ukraine verursachte ausserordentliche Versorgungslage in Europa zeigt jedoch, dass die Importabhängigkeit auch Risiken birgt. Deshalb streben Bundesrat und Parlament einen raschen und starken Ausbau der inländischen, erneuerbaren Stromproduktion an, insbesondere auch der Winterstromproduktion.
  • Wer etwas zur Versorgungssicherheit beitragen will, optimiert den Betrieb seiner Heizung und/oder produziert einen Teil seiner Energie selber z.B. mittels einer Photovoltaikanlage. Vertiefte Informationen => Nutzen Sie die Energie der Sonne auf Ihrem Dach (energieschweiz.ch).

Möchten auch Sie auf ein erneuerbares Heizsystem wechseln, sind sich aber nicht sicher, welches für Ihre Liegenschaft am besten geeignet ist? Die Impulsberaterinnen und Impulsberater helfen Ihnen gerne weiter. 

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Roland Altwegg, Raiffeisen Schweiz, Leiter Departement Produkte und Investment Services und Leiter Bereich Neue Geschaeftsmodelle und Oekosysteme
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