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23.12.2022
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«Der Luzerner Kantonsrat ist überzeugt vom Programm 'erneuerbar heizen'»

Fabian Peter, Regierungsrat des Kantons Luzern, spricht im Interview über eine kantonale Bestimmung: Bei Bauten mit Wohnnutzung darf der Anteil an nicht erneuerbarer Energie 90 Prozent des massgeblichen Bedarfs nicht überschritten werden.

Fabian Peter, wie sind Ihre Erfahrungen mit den 2019 in Kraft getretenen Bestimmung und welche Lösungen werden von den Hauseigentümerinnen und Hauseigentümern im Kanton Luzern gewählt?

Unsere Erfahrungen sind positiv, die Bestimmung ist wirkungsvoll. Die Hürde von 10 Prozent erscheint auf den ersten Blick zwar klein, führt jedoch in der Praxis zu einem Umdenken bei der Bauherrschaft. In über 80 Prozent der Fälle wird komplett auf ein erneuerbares System gewechselt. Dabei wird in drei Viertel der Fälle die Lösung mit einer Wärmepumpe gewählt.

Wo liegen erfahrungsgemäss die grössten Herausforderungen für die Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer?

Wir machen durchwegs sehr positive Erfahrungen und wurden bisher auf keine grundlegenden Schwierigkeiten hingewiesen. Wir wissen aber auch, dass in einzelnen Fällen – beispielsweise in dicht bebautem Stadtgebiet oder denkmalgeschützten Gebäuden – die Umsetzung einer Standardlösung wie beispielsweise der Einbau einer Wärmepumpe schwierig sein kann. In diesen seltenen Fällen wurde ein «GEAK»-Nachweis erstellt und nachgewiesen, dass – teilweise dank gezielten Massnahmen – die Gesamtenergie-Effizienzklasse D erreicht wird.

Wie unterstützen Sie die Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer im Kanton Luzern, auf diesem Weg eventuell sogar ganz auf fossile Energien zu verzichten?

Um unser kantonales Klimaziel «Nettonull 2050» zu erreichen, braucht es den Beitrag von uns allen. Im Bereich fossile Energien ist die Schweiz stark vom Ausland abhängig. Dies zeigt sich besonders jetzt während einer drohenden Energiemangellage. Damit Hauseigentümerinnen und -eigentümer möglichst bald auf fossile Energien verzichten können, setzen wir insbesondere auf unser Förderprogramm «Energie» und die Impulsberatung. Das Förderprogramm «Energie» ist eine Erfolgsgeschichte und die Gelder werden Jahr für Jahr ausgeschöpft. Für das laufende Jahr hat der Regierungsrat den kantonalen Beitrag daher mehr als verdoppelt. Die neuen Fördermassnahmen werden jedes Jahr gegenüber der breiten Öffentlichkeit kommuniziert.

Mit dem Programm «erneuerbar heizen» werden insbesondere Hauseigentümerinnen und -eigentümer über die Möglichkeiten von erneuerbaren Heizsystemen informiert. Ihr Kanton unterstützt das Programm seit Beginn. Wie beurteilen Sie dieses Projekt?

Der Luzerner Kantonsrat ist überzeugt vom Programm «erneuerbar heizen» und unterstützt es deshalb seit seiner Lancierung. Als ehemaliger Unternehmer und HLK-Ingenieur bin ich mit dem Thema «erneuerbar heizen» bestens vertraut. So unterstützte ich zu Beginn meiner Legislatur das Programm ausdrücklich in einer Videobotschaft an die Bevölkerung. Das Projekt ist sehr erfolgreich und aus unserer Sicht erreichen wir das Zielpublikum.

Welches Vorgehen empfehlen Sie Hauseigentümerinnen und Hauseigentümern in der Schweiz generell, die noch über eine fossile Heizung oder Elektrodirektheizung verfügen?

Ich empfehle einen schnellen Wechsel auf erneuerbare Heizquellen, denn diese können wir in der Schweiz produzieren. Damit verringern wir unsere Abhängigkeit vom Ausland, was durch die zunehmenden geopolitischen Spannungen wichtiger wird. Mit dem Wechsel von fossilen zu erneuerbaren Energieträgern können Hauseigentümerinnen und -eigentümer einen aktiven Beitrag leisten, die Klimaerwärmung zu reduzieren. Zudem bleibt das Geld in der Schweiz und fliesst nicht ins Ausland. Es gibt also auch eine hohe volkswirtschaftliche Bedeutung. Eine Sanierung zahlt sich langfristig immer aus. Beim Heizungsersatz ist wichtig, sich vorab über die verschiedenen Möglichkeiten zu informieren. Viele Fragen werden dabei in einer Impulsberatung beantwortet. Expertinnen und Experten zeigen vor Ort die Möglichkeiten auf. Des Weiteren empfiehlt sich, einen «GEAK Plus»-Nachweis zu erstellen – auch dieser wird übrigens vom Kanton Luzern gefördert. Anhand der Empfehlungen des «GEAK Plus» kann eine Fachperson dann auch eine Sanierung planen.

Was ist besser: Dämmen oder Heizung ersetzen?

Als Faustregel gilt: zuerst dämmen und dann die Heizung ersetzen, aus Gründen der Energieeffizienz. Die beste Wirkung erzielt natürlich beides in Kombination.

Plant der Kanton Luzern auf gesetzgeberischer Seite weitere Schritte, um im Gebäudebereich möglichst rasch den CO2­Ausstoss auf null zu reduzieren, respektive wo will der Kanton die nächsten Schwerpunkte setzen?

Das Luzerner Parlament hat den Regierungsrat bereits beauftragt, schnellstmöglich die nötigen Gesetzesanpassungen vorzuschlagen, damit eine fossilfreie Wärmeversorgung mit Energie aus erneuerbaren Quellen möglichst schnell erreicht wird, das Potenzial zur PV- Stromproduktion besser genutzt und die Energieeffizienz auf dem Kantonsgebiet massgeblich gesteigert wird. Einen Entwurf für die entsprechenden Anpassungen im Kantonalen Energiegesetz in diese Richtung werden wir bereits Ende dieses Jahres in eine Vernehmlassung geben. Die Massnahmen, um im Gebäudebereich klimaneutral zu werden, zielen gleichzeitig darauf ab, die Energieabhängigkeit vom Ausland zu verkleinern. Denn Energie- und Klimapolitik ist auch Sicherheitspolitik: Das heisst, wir sollten beim Umbau unserer Energieversorgung nicht nur an Klimaziele denken, sondern auch an die Versorgungssicherheit unseres Landes.

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Roland Altwegg, Raiffeisen Schweiz, Leiter Departement Produkte und Investment Services und Leiter Bereich Neue Geschaeftsmodelle und Oekosysteme
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