«Wir wollen die Schöpfung auch für zukünftige Generationen bewahren»
DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE:
Ersatz Ölheizung durch Erdsonden-Wärmepumpe
Optimale Nutzung der Sonnenenergie dank Photovoltaik-Solarthermie-Hybridkollektoren
Energetische Sanierung der Gebäudehülle
Jährlich rund 20 Tonnen CO2 eingespart
Produzierter Strom geht zur Hälfte ins öffentliche Netz
Auszeichnung mit dem Schweizer und Europäischen Solarpreis 2019
In Ebmatingen, unweit des Greifensees, befindet sich eine der modernsten Kirchen der Schweiz. Seit 2019 wird die Kirche St. Franziskus mit einer Photovoltaik-Solarthermie-Anlage sowie einer Erdsonden-Wärmepumpe beheizt und mit Solarstrom versorgt. Die römisch-katholische Kirchgemeinde Egg-Maur wählte von Beginn an einen fortschrittlichen Weg. Sie orientierte sich dabei an der Forderung von Papst Franziskus, dass «die Verantwortung für die Natur Teil des christlichen Glaubens» sei. Heute plant sie bereits das nächste Energieprojekt.
«Für uns war nie eine Option, die alte Ölheizung eins zu eins zu ersetzen», erklärt Manfred Assmann, der innerhalb der Kirchenpflege für die Liegenschaften verantwortlich ist. Als 2016 der Ersatz der 30 Jahre alten Heizung und gleichzeitig eine dringend notwendige Dachsanierung bevorstanden, entschied sich die Kirchgemeinde sofort für den Einsatz erneuerbarer Energien. «Wir wollten einen nachhaltigen Beitrag leisten, die Kosten standen dabei nicht im Vordergrund», so Assmann. Der Aufwand hat sich gelohnt: «Wir versorgen uns heute über die Jahresbilanz betrachtet selbstständig mit Wärme und Strom und geben über das ganze Jahr rund die Hälfte der gewonnenen Elektrizität ins Netz ab.»
Intelligente Kombination aus modernen Hybridkollektoren und Wärmepumpe
«Unsere Situation eignet sich hervorragend zur Gewinnung von Solarenergie. Mit rund 170m2 ist der grössere Teil des Kirchendachs nach Süden ausgerichtet», erklärt Manfred Assmann. Die Kirchgemeinde beschloss daraufhin, das grosse Süddach mit modernen Photovoltaik-Solarthermie-Kollektoren eines ETH-Spin-Off auszurüsten, die sowohl Wärme als auch Strom liefern. Das kleinere Norddach ist mit einer konventionellen Photovoltaikanlage ausgestattet. «Auf Empfehlung unseres Architekten und unserer Planerinnen haben wir das Gebäude als Gesamtsystem betrachtet und zudem Erdwärmesonden verbaut.» Im Sommer wird die Wärme von den Solarthermie-Kollektoren vom Dach in die Erde geführt, woraufhin sie im Winter wiederverwendet werden kann.
«Dadurch dient die Anlage nicht nur der Heizung des Gebäudes, im Sommer kann sie die Wärme im Gebäude ins Erdreich abführen und die Räume dadurch kühlen.»
Projekt mehrfach preisgekrönt
Die energetische Sanierung der Kirche St. Franziskus wurde 2019 sowohl mit dem Schweizer als auch dem Europäischen Solarpreis gewürdigt. «Das freut uns sehr und ist insbesondere ein Kompliment an die kompetente Beratung, die das Gebäude ganzheitlich betrachtet hat. Dies gilt ebenso für die Qualität der Installationsarbeit.»
Neben der Erneuerung der Heizung hat die katholische Kirchgemeinde auch in eine partielle Sanierung der Gebäudehülle, konkret des Daches und der Fenster, investiert. «Das hat zusätzlich dafür gesorgt, dass wir die Heizung selbst im Winter auf der tiefsten Stufe einstellen können, um eine angenehme Temperatur zu erreichen», so Assmann.
Grosser Beitrag ins öffentliche Stromnetz
Über zwei Jahre nach der Inbetriebnahme der neuen Anlagen ziehen die Verantwortlichen der Kirchgemeinde Egg-Maur ein positives Fazit: «Wir sind äusserst zufrieden mit der Leistung der neuen Heizung.» Zusätzlich liefert die Photovoltaikanlage sehr viel Energie, so dass rund die Hälfte der produzierten 80’000 kWh pro Jahr ins öffentliche Stromnetz abgegeben werden können.
«Mit der neuen Heizung sind wir für die nächsten 30 Jahre gerüstet.»
Vorbild für andere Projekte
Die Zufriedenheit in Ebmatingen ist gross; das Vorzeigeprojekt verdeutlicht zudem diverse Vorteile, die sich auch für Einfamilien- und Mehrfamilienhäuser ergeben: «Durch die neuen Installationen sparen wir viel Platz im Heizungskeller.» Zudem sind auch die Erdsonden unsichtbar im Boden platziert. Manfred Assmann erklärt: «Der Umgang ging zügig voran.» Dies dürfte wohl auch manche Hausbesitzer freuen, da die durch den Bau bedingten Einschränkungen von kurzer Dauer sind. Er gebe natürlich aber auch gewisse Unterschiede zwischen der Ersetzung einer Kirchenheizung und derjenigen eines Privathauses:
«Hierzu wissen die Impulsberaterinnen und Impulsberater vom Programm ‹Erneuerbar heizen› sicher besser Bescheid», schliesst Manfred Assmann seine Ausführungen ab und lacht.
Kirche hat weitere Projekte bereits im Visier
Bereits heute steht das nächste Projekt an: «Wir möchten nun auch unser Kirchenzentrum in Egg energetisch modernisieren, wobei die Situation aufgrund des Denkmalschutzes etwas komplizierter ist.» Doch auch diese Herausforderung dürfte in näherer Zukunft in die Tat umgesetzt werden, wenn im nächsten Jahr voraussichtlich neuartige Solarziegel auf den Markt kommen, die herkömmlichen Dachziegeln nachempfunden sind. Diese dürften dann insbesondere in Denkmalschutzgebieten zur Anwendung kommen. «Wir verfolgen das Thema und werden bald abklären, ob diese bei uns eingesetzt werden können», erklärt Manfred Assmann die nächsten Pläne.
Fakten zum Projekt:
Ursprüngliche Wärmeerzeugung: Ölheizung
Neue Wärmeerzeugung: Solarthermie (170m2) + Wärmepumpen (Erdsonden 3x 300m)