Mehrfamilienhäuser in Massivbauweise sind in der Schweiz weit verbreitet. Oft sind sie technisch und energetisch nicht mehr auf dem neusten Stand. So auch das Doppelmehrfamilienhaus in Meilen, das mit dezentralen Elektroheizungen ausgestattet war. Der Umstieg auf eine moderne, umweltverträgliche Wärmepumpe mit Erdwärmesonde erfolgte schnell und reibungslos – und erwies sich als Investition in die Zukunft.
Immer mehr Gebäude in der Schweiz befreien sich von den alten Elektroheizungen. Und dies mit gutem Grund: Elektroheizungen sind verglichen mit anderen Heizsystemen in höchstem Masse ineffizient und verursachen hohe Stromrechnungen. Als das Doppelmehrfamilienhaus Ländisch in Meilen im Jahr 1975 mit insgesamt 17 Wohnungen gebaut wurde, schien die Situation aber noch ganz anders zu sein. «1969 wurde das erste Kernkraftwerk in Betrieb genommen», erinnert sich Rudolf Pfenninger, Vertreter der Bauherrschaft. «Man war der Meinung, mit den AKW eine unerschöpfliche und billige Energiequelle an der Hand zu haben. Und weil die Ölkrise noch nachwirkte, wollte man auf keinen Fall eine Ölheizung einbauen.» Eine Elektroheizung schien die logische Wahl zu sein. Konsequenterweise erfolgte auch das Aufbereiten des Warmwassers rein elektrisch. Das System funktionierte. Doch um die Jahrtausendwende wurde es immer aufwändiger und teurer, Ersatzteile für defekte Komponenten zu beschaffen. «Zudem war mittlerweile klar, dass Strom viel zu wertvoll ist, um ihn zu verheizen», sagt Pfenninger. Mit ein Grund, dass der Neueinbau von Elektroheizungen 2009 im Kanton Zürich verboten wurde.
Gewählte Lösung: Wärmepumpe mit Erdwärmesonde
Anfang der 2010er-Jahre war absehbar, dass die Elektroheizung des Doppelmehrfamilienhauses bald das Ende ihrer Lebenszeit erreichen würde. «2014 fingen wir an, Ideen zu sammeln», so Pfenninger. «Wir waren uns einig: Erdöl und Erdgas sind nicht mehr zeitgemäss!» Dabei wäre eine Erdgasheizung schnell und günstig installiert gewesen, denn das Quartier ist mit einer Gasleitung erschlossen. Doch den Weg des geringsten Widerstands zu gehen, kam für die Bauherrschaft aus ökologischen Gründen nicht in Frage. Die Wahl fiel auf eine Wärmepumpe mit Erdwärmesonden. Schnell wurde klar, dass zusammen mit dem Heizungswechsel die Umsetzung weiterer energetischer Massnahmen sinnvoll war, damit das Gesamtsystem maximal effizient ist – denn auch die Gebäudeisolation war in die Jahre gekommen. Rudolf Pfenninger: «Wir recherchierten im Internet, fanden ein Planungsbüro in Zürich, das auf Altbausanierungen spezialisiert ist, und liessen eine Projektstudie erstellen.»
Enger Einbezug der Mieterinnen und Mieter
Die Mieterinnen und Mieter wurden von der Bauherrschaft im Rahmen einer Versammlung frühzeitig und persönlich über das Bauvorhaben orientiert. Sie reagierten durchwegs positiv, zumal sie während der Sanierungsarbeiten in ihren Wohnungen bleiben konnten. Dies bedeutete aber, dass die Arbeiten schnell gehen mussten. Nach einem Jahr Planung, Simulationen und Vorarbeiten wie dem Einreichen von Baugesuchen ging es im Mai 2016 mit den Arbeiten los und bereits rund vier Monate später konnte die neue Heizung in Betrieb genommen werden.
Herausforderung fehlende Wärmeverteilung – gut gelöst
Im Rahmen der Arbeiten wurde die alte Heizung ausgebaut, neue Heizkörper installiert, drei Erdsonden unter den Besucherparkplätzen versenkt und die Haustechnik an drei Standorten in Keller und Tiefgarage eingerichtet. Da die Wohnungen bislang dezentral und individuell über zahlreiche elektrische Nachtspeicheröfen geheizt wurden, gab es im Gebäude keine hydraulische Wärmeverteilung. Diese Herausforderung wurde gelöst, indem die Leitungen der neuen Heizungszentrale zu den Wohnungen im Rahmen der gleichzeitig geplanten Sanierungsarbeiten zwischen alter Fassade und neuer Fassadenisolation verbaut wurden.
Die Hybrid-Solaranlage – eine Kombination aus Photovoltaik- und Solarthermiemodulen – auf dem Dach bildete den Schlusspunkt der Arbeiten. Während der Photovoltaikanteil zur Erzeugung von Solarstrom genutzt wird, erzeugt der Solarthermieanteil Warmwasser. Im Oktober 2016 nahm das neue System den Betrieb auf. Die Heisswasseraufbereitung erfolgte während der Bauarbeiten über eine temporäre Ölheizung.
Alle profitieren
Die nachhaltige Erdsonden-Wärmepumpe im Doppelmehrfamilienhaus Ländisch geht nun bereits ins sechste Jahr. Die Bauherrschaft ist mit der Umstellung nach wie vor vollauf zufrieden. «Die neue Heizung ist für unsere Mieterinnen und Mieter ein deutlicher Komfortgewinn», so Rudolf Pfenninger, «und wir können damit einen Beitrag an den Klimaschutz leisten.». Eine Studie zum Projekt Ländisch im Auftrag von EnergieSchweiz zeigt zudem anhand belastbarer Daten zu Dimensionierung, Verbrauchswerten, Systemeffizienz und Wirtschaftlichkeit deutlich: Die Umstellung auf ein nachhaltiges Heizsystem lohnt sich bei grossen Mehrfamilienhäusern – für alle Beteiligten und für die Umwelt.
Impulsberatung für grosse Mehrfamilienhäuser
Seit Mitte 2021 können Eigentümer grosser Mehrfamilienhäuser für eine Bestandsaufnahme im Vorfeld einer Heizungserneuerung auch die Impulsberatungen des Programms «erneuerbar heizen» durchführen. Im Rahmen einer Impulsberatung können sich die Eigentümerinnen und Eigentümer schnell und unkompliziert über die Chancen und Anforderungen von erneuerbaren Heizsystemen beraten lassen. Seit April 2022 wird die Impulsberatung vom Bund national gefördert und ist für die Besitzer/innen von Ein- und Mehrfamilienhäusern sowie Stockwerkeigentümer/innen sogar kostenlos.
Beachten Sie: Seit dem 1. Januar 2025 wird unter anderem der Ersatz von
– fossil betriebenen Heizungen und ortsfesten elektrischen Widerstandsheizungen durch eine Wärmeerzeugung aus erneuerbaren Energien über 70 kW sowie von
– dezentralen Heizöl-, Erdgas- und elektrischen Widerstandsheizungen ohne hydraulisches Wärmeverteilsystem
zusätzlich gefördert.
Informieren Sie sich über die Förderung von Bund und Kantonen unter www.dasgebaeudeprogramm.ch und www.energiefranken.ch.
Auf der Webseite des Gebäudeprogramms finden Sie zudem den direkten Zugang zum Einreichen von Fördergesuchen.